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Dorer einen Teil des Peloponnes eingenommen, wollten sie auch Athen erobern. Doch der athenische König Ko drns gab sich, einem Orakel-sprnch vertrauend, freiwillig den Tod, und die Feinde zogen wieder ab. Nun erklärten die Athener, niemand sei würdig, des heldenmütigen Fürsten Nachfolger zu sein, und richteten die Republik auf. Seit dieser Zeit besaßen die Edelleute alle Macht und Ehrenstellen, und eine tiefe Mißstimmung bemächtigte sich des geknechteten Volkes. Da übernahm cs Solon, einer der weisesten ^Männer Griechenlands, eine bessere Ordnung der Dinge herbeizuführen.
(Solo n's erste Maßregelnd Um zunächst die Lasten des Volkes zu erleichtern, verordnete Solon, daß alle wegen Schulden in Knechtschaft gehaltene Bürger in Freiheit gesetzt wurden, und daß nicht mehr wie bisher der Gläubiger sich an der Person des Schuldners vergreifen dürfe. Dann ließ er leichteres Geld prägen, in welchem die nach altem gemachten Schulden bezahlt werden konnten, und setzte zugleich den überaus hohen Zinsfuß herab. Um endlich Rechte und Pflichten besser gegen einander abzuwägen, teilte er die Bürger nach ihrem Einkommen in vier Klassen, von denen die letzte feinen Zutritt zu den Staatsämtern hatte, aber auch nur geringe Opfer für das Gemeinwohl zu bringen brauchte.
(Solon'sstaatsverfassung.) An der Spitze der Staatsverwaltung standen neun Archonten. Die entscheidende Stimme in allen öffentlichen Angelegenheiten aber hatte die Volksversammlung, an welcher jeder mehr als 20 Jahr alte Athener teilnehmen durste. Mitten inne zwischen den Archonten und der Volksversammlung stand der Rat der Vierhundert, dessen Mitglieder alle das Staatswohl betreffende Anträge vorzuberaten hatten. Diejenigen Archonten, die ihr Amt untadelhaft verwaltet, traten in den Areopag ein, jenen ehrwürdigen Gerichtshof, ^der als „Auge des Gesetzes" die Aufsicht -über die Erziehung der Jugend, über' Fleiß und Sittlichkeit der Bürger und über den heiligen Dienst der Götter führte.
(Athenische Erziehung.) Solon wollte die Athener nicht blos zu tapferen Kriegern und tüchtigen Staatsbürgern, sondern auch zu guten Weltbürgern heranbilden. Darum werden die Knaben vom 7. Jahre ab in allem unterrichtet, was einen gesunden Geist in einem kräftigen Körper erzeugen sonnte. Am frühen Morgen begaben sie sich in die Schule, wo sie Lieder mit Begleitung der Zither lernten sowie Denksprüche weiser Männer und (Schichte über die Thaten der Helden. Dann gingen sie nach den Ringplätzen, um sich im Lausen, Springen, Werfen und Ringen zu
üben. Vom 16. Jahre ab besuchten sie die Gymnasien, weitläufige Anlagen mit Ring- und Spnngplätzeu, mit Schleuder-
und Wnrfstänben, mit Bädern und schattigen Plätzen. Hier bil-beten sich die Jünglinge zugleich für den Kriegsdienst vor, zu dem jeder Athener nach vollendetem 18. Jahre verpflichtet war.
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und verkaufte eine Menge Kostbarkeiten. Fortan sollte musterhafte Ordnung und peinliche Sparsamkeit oberster Grundsatz in allen Zweigen der Verwaltung sein. Wo es indes die Errichtung von Volksschulen, die Urbarmachung wüster oder sumpfiger Strecken und die Anlegung von Fabriken galt, da konnte auch der König das Geld mit vollen Händen ausgeben. Tüchtige und fleißige Kolonisten begünstigte er auf jede Weise; 15000 vertriebenen Salzburgern wies er in Ostpreußen Wohnstätten an und gewährte ihnen zugleich das nötige Vieh und Ackergerät. Von seinen Beamten forderte er die strengste Pflichterfüllung; er selbst arbeitete von früh bis spät, überzeugte sich überall persönlich von dem Gange der Geschäfte und war deshalb einen großen Teil des Jahres auf Reisen.
^Friedrich Wilhelm's Sorge für das Heer.) Die bedeutendste Schöpfung Friedrich Wilhelm's war das Heer, das er von 40000 auf 80000 Mann vermehrte, und mit dem sich, was sicheres Exercieren, rasches und gleichmäßiges Feuern betraf, so leicht kein anderes messen konnte. Als Mustercegiment für die ganze Armee diente die Potsdamer Leibgarde, welche aus riesengroßen Leuten bestand, die sich der König oft unter den größten Opfern aus allen Weltgegenden schicken' ließ. Seinen „lieben blauen Kindern," wie er die Soldaten nannte, widmete er eine fast väterliche Zärtlichkeit, die er u. a. auch durch Erbauung des großen Militär-Waisenhauses zu Potsdam bethätigte.
(Der nordische Krieg.) Als Friedrich Wilhelm -den Thron bestieg, wütete schon seit einer Reihe von Jahren der nordische Krieg. Bei der Jugend des Königs Karl Xii von Schweden glaubten die benachbarten Herrscher von Dänemark, Polen und Rußland mit Leichtigkeit auf Kosten desselben Eroberungen machen zu können. Namentlich hoffte der russische Zar-Peter der Große, der mit aller Energie sein noch rohes und unwissendes Volk auf eine höhere Stufe der Bildung und Gesittung zu erheben suchte, die schwedischen Ostseeprooinzen zu g^ winnen, um dadurch freien Verkehr zur See zu erhalten. Doch der junge Karl besiegte einen Gegner nach dem andern und drang schließlich tief ins Innere von Rußland ein, bis er bei Pultaw a4urch die feindliche Uebermacht eine Niederlage erlitt, die ihn zur Flucht nach der Türkei zwang. Jetzt mischte sich auch Preußen in den Streit und besetzte mit Zustimmung beider Teile Stettin. Da erschien Karl Xii unerwartet in Pommern und verlangte die Herausgabe des Platzes, ohne sich auf Erstattung der Kriegskosten irgendwie einlassen zu wollen. Infolge dessen trat Friedrich Wilhelm offen dem Bunde wider Schweden bei, eroberte Stralsund und vertrieb die Feinde von Usedom, Wollin und Rügen. Einige Jahre später fand Karl bei der Belagerung einer norwegischen Festung den Tod, und seine Schwe-
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Anhang: Charakterzüge aus dem Leben Friedrich Wilhelms in. 43
sie schon lange bemerkt und war ihretwegen nicht eingestiegen. Als die Frau deu Zug erreicht hatte, ging der König auf sie zu, klopfte sie auf die Schulter und sprach: „Mütterchen, da wären Sie nicht mitgekommen, wenn ich nicht auf Sie gewartet hätte."
3.
Friedrich Wilhelm Iv. hatte während seiner ganzen Regierung an seinem Bruder Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I., eine kräftige Stütze. In allen Angelegenheiten stand ihm dieser mit Rat und Tat treu zur Seite. Einst erhielt der König einen schönen Stock zum Geschenke. Auf demselben befand sich ein aus Elfenbein kunstvoll geschnitzter Kopf seines Bruders, welcher damals noch Prinz von Preußen war. Dem Könige gefiel der Stock gar sehr. Er nahm ihn mit Freuden an. Bei dem nächsten Spaziergange bediente er sich desselben, indem er sagte: „Es ist doch gut, wenn man sich so auf seinen Bruder stützen kann."
Charakterzüge aus dem Leben Friedrich Wilhelms Iii.
1.
Friedrich Wilhelm Iii. zeichnete sich schon in seiner Jugend durch Sparsamkeit und große Herzeusgüte aus. Einmal wurde ihm mitten im Winter ein Körbchen mit reifen Kirschen zum Kauf angeboten. Dem Prinzen gefielen die Kirschen, und er hatte große Lust, sie zu kaufen. Als er aber hörte, daß sie fünf Taler kosten sollten, schickte er sie zurück und sprach: „Was, für eine Handvoll Kirschen fünf Taler! Ich mag und will sie nicht." Bald darauf wurde dem Prinzen ein armer Schuhmacher gemeldet. Dieser war durch eine schwere Krankheit in große Not geraten und bat deu Prinzen um zehn Taler, um sich neues Leder kaufen zu können. „Wieviel habe ich noch in der Kaffe?" fragte er kurz. „Fünfzig Taler," antwortete der Kammerdiener. „Nun, so gebet dem Mann zwanzig Taler," befahl der Prinz mit sichtbarer Teilnahme. Als man ihm meldete, daß sich der Mann persönlich bedanken wolle, sprach er: „Ist nicht nötig, würde den armen Mann nur beschämen."
2.
Einst ging der König mit einer seiner Töchter im Tiergarten spazieren. Wie gewöhnlich trug er nur eine einfache Offiziersuniform. Da kam ein kleiner Knabe an ihn heran und bat ihn flehentlich, er möge ihm eine Börse abkaufen. Der König erwiderte, er brauche keine. „Ach, Herr Leutnant," bat der Knabe, „so kaufen Sie doch eine für die Dame da. Meine Mutter strickt die Börsen, und wenn ich keine verkaufe, so haben wir heute abend nichts zu essen." Der gute König wurde gerührt und fragte den Knaben nach seinen Familienverhältnissen. Dieser erzählte ihm, sein Vater sei Soldat gewesen und bei Leipzig gefallen. Außer ihm müsse die Mutter noch zwei kleine Geschwister ernähren. Der König sah den Knaben mitleidig an und fragte nach dem Preise der Börsen. „Das Stück kostet zwei Groschen,"
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34
König Friedrich Ii., der Große.
bette sprach er: „Ich sterbe zufrieden, ba ich einen so trefflichen Sohn hinterlasse." Im Jahre 1740 würde Friedrich König.
Friedrich Ii. als Kriegsheld. Preußen hatte von früher Anspruch auf Schlesien. Aber die Kaiserin Maria Theresia von Österreich wollte das Sand für sich behalten. Da mußte ihr Friedrich den Krieg erklären. Obgleich er in bemselben Sieger blieb, so wollte ihm Maria Theresia das Land boch nicht herausgeben. Deshalb kam es noch zu einem zweiten und dritten Kriege. Diese Kriege nennt man die drei Schlesischen Kriege. Der dritte bauerte sieben Jahre (von 1756 bis 1763) und wirb beshalb der Siebenjährige Krieg genannt. In den meisten Schlachten siegte Friedrich. Die wichtigsten
waren die bei Roßbach und-bei Leuthen imjähre!757. Maria Theresia mußte Frieden schließen und Friedrich die Provinz Schlesien überlassen. Des Königs tüchtigste Generale waren Schwerin, Seyblitz und Zieten.
Friedrich Ii. als Landesvater. Durch die Schlesischen Kriege war ein großer Teil der preußischen Provinzen schrecklich verwüstet worben. Das Volk war verarmt, Dörfer und Städte waren zerstört. Ackerbau, Handel und Gewerbe lagen vollständig danieder. Der König suchte überall zu helfen. Die zerstörten Häuser baute er wieber auf. Den armen Lanbleuteu erließ er die Steuern. Er schenkte ihnen Gelb, das (Setreibe,
welches er zu Kriegszwecken angekauft hatte, und Pf erbe, damit sie ihre Äcker
mied er bestellen könnten. Um den Ackerbau noch mehr zu heben, ließ er aus Süddeutschland und Holland tüchtige Landwirte kommen. Von diesen An-sieblern sollten seine Untertanen lernen, wie man aus Sümpfen gelber und Wiesen machen und unfruchtbare Lanbstriche verbessern könne. Um bein armen Volke Gelegenheit zu geben, sich Gelb zu verbieuen, legte er besonders in Schlesien Hütten und Gruben an. Damit diese ihre Erzeugnisse besser verkaufen und andere aus weiten Gegenden billiger kaufen könnten, ließ er Landstraßen und Kanäle bauen. — In Berlin und Potsdam erbaute er viele sehr schöne Gebäude. ■— Das Land blühte unter seiner Regierung immer mehr auf. Das Volk aber liebte ihn sehr und nannte ihn nur den „Alten Fritz".
Friedrich Ii.
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Roßbach Schwerin Holland Schlesien Berlin Potsdam
König Friedrich Wilhelm I.
35
König Friedrich Wilhelm I.
(1713—1740.)
„Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht!"
Lebensweise des Königs. Friedrich Wilhelm I. war ein einfacher und sehr sparsamer Fürst. Gleich bei seinem Regierungsantritte entließ er viele Beamte und Diener und verkaufte die prächtigsten Wagen und Pferde. Aus Gold- und Silbergeräten ließ er Geld prägen. Er aß nur gewöhnliche Bürgerkost und trug einfache Kleidung, für welche seine Töchter die Stoffe zum Teil selbst weben mußten. Aber auch im ganzen Lande hielt er aus Einfachheit. Die Beamten mußten ihre Pflicht tun und durften das arme Volk nicht belästigen, sonst gab es Scheltworte oder gar Stockprügel. Durch seine Sparsamkeit konnte der König dem Volke viele Steuern erlassen. Er selbst war sehr fleißig und hielt auf Arbeitsamkeit. Er stand sehr früh auf und arbeitete im Friedrich Wilhelm I.
Sommer von 7, im Winter von 8 Uhr
Soldaten Friedrich Wilhelms I.
Musketier. Füsilier. 1. Bat. Garde. Muskel.-Korporal. Reit. Feldjäger.
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44 Anhang: Charakterzüge aus dem Leben der Königin Luise.
sagte der Knabe. Der König kaufte zwölf Stück und reichte dem Knaben rat Goldstück. „Lieber Herr Leutnant," sprach erfreut der Knabe, „ich habe aber kein kleines Geld, um Ihnen herauszugeben." Der König sagte ihm, er möge das Geld nur seiner armen Mutter bringen. Voll Freude sprang der Knabe davon, nachdem er dem Könige noch seine Wohnung angegeben hatte. Am andern Tage trat ein Adjutant des Königs in das ärmliche Zimmer der Frau und erkundigte sich, ob der Knabe die Wahrheit gesagt habe. Die Frau erhielt nunmehr eine jährliche Pension, der Knabe aber wurde aus des Königs Kosten erzogen.
3.
Einmal war der König in der feinsten Staatsuniform mit Hut und Federbusch ausgegangen. Es fing an zu regnen, und seine Kleidung wurde angenäßt. Verdrießlich kam er nach Hause, namentlich darüber, daß der Federbusch verdorben sei. Da wollte sein Kammerdiener ihn trösten und sprach: „Es kostet nur sechzehn Groschen, den Federbusch zurecht machen zu lassen." Aber der König war damit sehr unzufrieden. „Nur?" sprach er, „dächte, das wäre viel. Wenn ihr bei euren Ausgaben immer »Nur« sagt, werdet ihr nie aus einen grünen Zweig kommen. Kommt darauf an, wofür sie ausgegeben werden. Sechzehn Groschen für einen durchnäßten Federbusch sind weggeworfen. Gebe sie lieber einem Armen."
Charaktermge ans dem Leben der Königin Luise.
1.
Als die Königin Luise noch Kronprinzessin war, wurde ihr Geburtstag einmal recht festlich begangen. Der König wollte ihr eine recht große Freude machen und schenkte ihr das schöne Schloß Oranienburg. Auch der ganze königliche Hos und die ganze Stadt Berlin bemühten sich, die Königin zu ehren und ihr ihre Liebe und Anhänglichkeit auszudrücken. Die Königin war darüber sehr glücklich. Der König fragte sie, ob sie wohl noch einen Wunsch habe. „O ja," sagte die Königin, „ich wünschte mir noch eine große Handvoll Gold für meine Armen." Der König gewährte ihr auch diesen Wunsch,
und Luise freute sich sehr, so vielen Armen auf einmal helfen zu können.
2.
Einmal unternahm der König Friedrich Wilhelm Hi. mit seiner edlen Gemahlin eine Reise durch das Land. Als er unterwegs zurückbleiben mußte,
kam diese allein in einer Stadt an. Vor dem Hause, in welchem sie über-
nachten sollte, standen neunzehn weißgekleidete Mädchen, welche schöne Blumensträußchen trugen. Die Königin, welche die Kinder sehr liebte, unterhielt sich lange mit ihnen. Dabei fragte sie auch: „Wie viele seid ihr denn?" Ein munteres Mädchen antwortete: „Erst waren wir zwanzig; aber ein Kind haben sie fortgeschickt, damit du es nicht sehen solltest, weil es häßlich war." „Ach, das arme Mnd!" ries die Königin, „hat sich gewiß auf meine Ankunft
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Extrahierte Ortsnamen: Königin_Luise Goldstück Berlin
Kaiser Wilhelm I.
21
3. Der Krieg gegen Frankreich 1870 —1871.
Veranlassung. Nach dem Kriege gegen Österreich waren die Franzosen voll Neid über die große Macht Preußens und wollten es demütigen. Sie suchten nach einem Vorwande zum Kriege. Die Spanier wählten den Prinzen Leopold von Hohenzollern zu ihrem Könige. Die Franzosen wollten aber keinen Hohenzollern auf dem spanischen Throne haben. Um den Krieg zu vermeiden, lehnte der Prinz die spanische Königskrone ab. Aber auch damit waren die Franzosen nicht zufrieden. Sie erklärten an Preußen den Krieg. Auf den Straßen von Paris ertönten die Rufe: „Nach Berlin, nach Berlin! Nieder mit Bismarck, nieder mit Preußen!"
Verlauf des Krieges. Da rief der König sein Volk zu den Waffen. Die übrigen deutschen Fürsten standen ihm treulich bei. Die Franzosen wurden in den großen Schlachten bei Weißenburg 4. August, Wörth 6. August und Metz 14., 16. und 18. August geschlagen. Viele Tausende wurden gefangen genommen und nach Deutschland gebracht. Selbst Napoleon und ein großes Heer gerieten bei Sedan am 2. September 1870 in deutsche Gefangenschaft.
Die Deutschen führten den Krieg glücklich weiter. Sie eroberten die großen Festungen Straßburg und Metz und sogar die Hauptstadt Paris. Die Franzosen baten um Frieden, welcher am 10. Mai 1871 in Frankfurt a. M. geschlossen wurde.
Folgen des Krieges. Die Franzosen mußten das Land Elsaß-Loth-ringen an Deutschland zurückgeben und 5 Milliarden Francs oder 4000 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen. Der größte Erfolg des Krieges war aber die Einigung Deutschlands. Sämtliche deutsche Staaten einigten sich wieder zum Deutschen Reiche. Am 18. Januar 1871 riefen sie den König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser aus.
Kaiser Wilhelm I. als Landesvater. Für das Wohl seines Volkes arbeitete Kaiser Wilhelm unermüdlich. Selbst auf seinem Sterbe-
Letzte Unterschrift des Kaisers.
Frühere Unterschrift des Kaisers.
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Der Krieg gegen Frankreich 1870—1871.
47
Heere gefangen genommen. Napoleon ergab sich dem Könige Wilhelm, welcher ihm Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalte anwies. Die Franzosen setzten ihren Kaiser ab und führten als Republik den Krieg fort. Die Deutschen rückten nun auf Paris los und schlossen es am 19. September ein. Während der Belagerung ergaben sich die Festungen Straßburg und Metz. Die neu ausgestellten französischen Heere wurden bei Orleans, St. Quentin und Belfort geschlagen. Nachdem die stolze Stadt Paris durch Hunger und Käste auf das äußerste erschöpft worden war, mußte sie sich ergeben. Frankreich bat um Frieden.
Der Friede und feilte Folgen. Der Friede wurde am 10. Mai 1871 in Frankfurt a. M. geschlossen. Frankreich mußte 4000 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen und Elsaß-Lothringen an Deutschland zurückgeben. Der größte Erfolg des Krieges war aber die Einigung Deutschlands. Sämtliche deutschen Staaten einigten sich wieder zum Deutschen Reiche. Schon während der Belagerung von Paris am 18. Januar 1871 riesen sie im Schlosse zu Versailles den König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser aus.
Wilhelm I. als Kaiser. Das Deutsche Reich ist ein Bundesstaat von 25 Staaten und dem Reichslande. Der Deutsche Kaiser hat im Namen des Deutschen Reiches den Krieg zu erklären, Frieden zu schließen, die Gesandten anderer Mächte zu empfangen, den Reichstag und den Bundesrat einzuberufen und zu schließen. Zum Reichstage gehören 397 gewählte Abgeordnete; zum Bundesrate 58 Vertreter der verbündeten Regierungen. Heer und Marine gehören dem geeinten Deutschen Reiche. Rechtspflege, Post, Telegraphie, Münzen, Maße und Gewichte sind ihm gemeinschaftlich. Ans den vielen kleinen deutschen Staaten ist ein mächtiges Reich geworden.
Kaiser Wilhelm I. als Landesvater. Für das Wohl feines Volkes arbeitete Kaiser Wilhelm unermüdlich. Selbst auf seinem Sterbebette traf er Bestimmungen für das Wohl seines Volkes. Auf alle Mahnungen, sich zu schonen, sprach er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Noch am Tage vor seinem Tode unterschrieb er mit zitternder Hand eine Verordnung für den Reichstag.
Er verstärkte das Heer, verbesserte die Waffen und fchuf eine mächtige deutsche Flotte. Um seinem Lande den Frieden zu erhalten, veranstaltete er Zusammenkünste mit den Kaisern von Rußland und Österreich und dem Könige von Italien. Für die Wohlfahrt aller Stände seines Volkes war er gleichmäßig besorgt. Kunst, Handel und Gewerbe blühten unter seiner
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Die Reformation. — Weitere Kurfürsten aus dein Hause Hohenzollern. 23
war ein Gegner der Lehre Luthers; seine Gemahlin aber war ihr zugetan und nahm sie an, weshalb sie das Land verlassen mußte.
Die Reformation.
Im Jahre 1517 schrieb der Papst Leo X. einen Ablaß aus. Jeder, der denselben erlangen wollte, sollte neben den vorgeschriebenen guten Werken zum Bau der Peterskirche in Rom eine Abgabe entrichten. In Deutschland verkündete der Mönch Tetzel den Ablaß und sammelte die Gaben ein. Er erregte durch die Art und Weise, wie er seinen Auftrag ausführte, manchen Anstoß. Dem trat der Angustinermönch Martin Luther entgegen. Er veröffentlichte 95 Sätze über den Ablaß, von denen 54 vom Papste als richtig anerkannt, 41 aber als Irrlehren verworfen wurden. Da Luther diese Sätze nicht widerrufen wollte, so trennte er sich für immer von der katholischen Kirche. Seine Lehre fand viele Anhänger. 1555 kam in Augsburg ein Religionsfriede zustande, durch welchen den Protestanten freie Übung ihrer Religion gestattet wurde.
Weitere Rurfürsten aus dem Hause hohenzollern. Joachim Ii., Hektor (1535—1571)!
Kurfürst Joachim tat sehr viel für die spätere Vergrößerung des Landes. Mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlan schloß er 1537 einen Erbvertrag, nach welchem Schlesien beim Aussterben der männlichen Nachkommen derselben an Brandenburg fallen sollte. Dies geschah unter der Regierung des Großen Kurfürsten. —
Von seinem Better Albrecht erhielt er die Milbelehnung über das Herzogtum Preußen. Im Jahre 1539 trat er zur evangelischen Religion über.
Zohann Georg (1571—1598)." Joachim Friedrich (1598—1608). Johann Sigismund (1608—1619).
„Dem Recht getreu und meinem Volk?'
Unter der Regierung Johann Sigismunds erhielt das Kurfürstentum Brandenburg einen großen Länderzuwachs. Im Westen kamen die Länder Kleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg. Seine Gemahlin war
„Königlich ist’s, allen wohlzutun."
loachim Ii., 6ektor.
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216
Verbrechen strenge Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person. Im Haus
und im Hoflager hielt er treffliche Ordnung und richtete seine Hof-
haltung aufs sparsamste ein, obgleich er bei feierlichen Gelegenheiten
Glanz und Pracht liebte. Um die ungeheuren Schulden zu tilgen,
welche teils von seinem Vater hinterlassen, teils während der Vormund-
schaft durch Ankauf mehrerer Landesteile entstanden waren, bestimmte
er, daß der Aufwand der Hofhaltung allein von den Einkünften der
Herrschaft Gera bestritten, der Ertrag der übrigen Landesteile aber
zur Schuldentilgung verwandt werden sollte, und so gelang es ihm,
den größten Teil der Schulden nach und nach abzutragen. Bei aller
Sparsamkeit aber hatte er immer für Notleidende eine offene Hand
und erwies sich zumal gegen seine treuen Diener gütig und wohl-
thätig. Besonders aber sparte er nicht, wo es galt, die Wohlfahrt des
Landes zu fördern.
Als ein gottesfürchtiger Herr war er vor allem bestrebt, die reine
Lehre des Evangeliums zu schirmen und zu pflegen und Frömmigkeit
und gute Sitte zu pflanzen. Die ihm von Gott anvertraute Aufsicht
über die Kirche betrachtete er als das edelste Kleinod seines Herrscher-
amtes und wandte ihr alsbald die größte Aufmerksamkeit zu. Da sich
die kirchlichen Zustände vielfach in Verwirrung befanden und Zucht
und Sitte verfallen waren, veranlaßte er seine Vettern zu einer gemein-
samen Kirchenvisitation, die in den Jahren 1600 bis 1602 von den
Superintendenten und den tüchtigsten Geistlichen abgehalten wurde.
Da wurden Lehre und Wandel der Pfarrer und Schullehrer, der
religiöse und sittliche Zustand der Gemeinden, die Einrichtung des Gottes-
dienstes, die Kirchengüter und kirchlichen Gebäude untersucht und neue,
gute Ordnungen getroffen, die Mißbräuche aber beseitigt. Die zu
geringen Besoldungen der Pfarrer und Schullehrer erhöhte Posthumus
aus eigenen Mitteln. Denn er sagte: „Ich bin nach Gottes Willen
Herr im Lande und könnte also auch wohl frei ausgehen; aber weil
mir Gott durch das Predigtamt viel Gutes erwiesen und noch erweist,
so mag und will ich nicht frei sein, sondern das Meinige willig dazu
steuern. Daher soll mir auch von der Steuer zur Erhaltung der
Kirchen und Schulen in meinen Herrschaften gar niemand frei sein." —
So errichtete er an vielen Orten neue Schulen und stellte tüchtige
Lehrer an. Vor allem gründete er in Gera eine Gelehrtenschule, das
Gymnasium illustre, in welchem die künftigen Pfarrer, Beamten und
Ärzte ausgebildet werden sollten, und erbaute ein geräumiges Schul-
gebäude, in welchem Schulsäle und Wohnungen für Lehrer und Schüler sich
befanden. Diese Schule stiftete viel Segen und wurde weithin berühmt.
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